Turnverein Endingen

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Mit 40 Jahren zurück ins NLA-Tor

Am Dienstagmorgen hat der TV Endingen die Katze aus dem Sack gelassen. Der Handballclub verpflichtet Torhüter Claudio Boccarelli. Der 40-Jährige unterschreibt einen Vertrag bis Ende Saison. Im Interview gibt er Auskunft über die aktuelle Situation.

Um den TV Endingen gibt es in den letzten Wochen wahrlich nicht zu wenig Wirbel. Zuerst trennen sich das Trainerduo Szilagyi/Ramseier und der Verein aufgrund unterschiedlicher Auffassung in Sachen Kaderzusammenstellung. Kurz später heisst es, dass vielleicht "ein alter Bekannter" ins Tor zurückkehren könnte. Nun ist es so gekommen. Claudio Boccarelli unterschreibt bis Ende der laufenden Spielzeit, um den Verein zu unterstützen.

mit Claudio Boccarelli sprach Alessandro Crippa, Redaktion "Die Botschaft"


Claudio Boccarelli, wissen Sie, was am 26. April 2008 war?

(überlegt lange) - Das müsste mein letztes Spiel für den TV Endingen gewesen sein. Es war auswärts. In Kriens? Wir sind auf alle Fälle danach abgestiegen.

Das Spiel war auswärts, aber gegen den Grasshopper-Club Zürich. Warum haben Sie danach aufgehört, in der 1. Mannschaft zu spielen?

Ich bin kurz davor zum ersten Mal Vater geworden und ich habe eine Weiterbildung als Techniker Hochbau angefangen. Da hatte ich schlicht nicht mehr genug Zeit.

Sie haben aber in den letzten neun Jahren trotzdem noch Handball gespielt.

Ja, ich bin dann 2011 mit einigen ehemaligen Teamkollegen, namentlich Daniel Beck, Raphael Aeberhard und Marco Schneider bei Handball Zurzibiet in der 1. Liga gelandet. Auf die kommende Saison hin haben wir dann zum SC Siggenthal in die Nationalliga B gewechselt. Dort habe ich dann im Jahr 2015 aufgehört.

Wie ist das Ganze mit Ihrer Rückkehr zum TV Endingen entstanden?

Ich wurde bereits im April angefragt, ob ich Torhütertrainer werden will. Diese Anfrage musste ich aber wegen Beruf und Familie ablehnen.

Jetzt haben Sie aber zugesagt als Spieler. Das wird auch zeitaufwändig.

Ja, aber ich finde, bis Ende April, wenn die Saison zu Ende sein wird, ist es eine absehbare Zeit. Ich werde nicht in jedem Training sein können, aber da ist das Verständnis vorhanden.

Die Rückkehr kommt gleich nach dem Trainerwechsel. Ist das Zufall?

Ja. Ich kenne Peter (Szilagyi, die Red.) schon lange, habe vor Jahren mit ihm zusammen bei Endingen gespielt. Danach war er auch mein Trainer in Siggenthal. Wir haben eine lange Vergangenheit und hatten es stets gut zusammen. Das ist echt zufällig.

Wann sehen die TVE-Fans Claudio Boccarelli zum ersten Mal im Tor?

Ich habe gelernt, vorsichtig zu sein mit Prognosen. Ich werde heute Dienstag mein erstes Training mit der Mannschaft absolvieren. Ich muss erst einmal das Gefühl für den Raum und das Tor wieder bekommen. Seit August war ich vermehrt wieder im Kraftraum anzutreffen, weil mich der TV Endingen gefragt hat, ob ich als Notnagel allenfalls zur Verfügung stehen würde. Jetzt werden wir dann sehen wie der Umstieg vom Kraftraum zurück ins Tor funktioniert.

Wie sehen Sie Ihre Rolle in dieser Mannschaft?

Ich will auf keinen Fall jemandem den Platz wegnehmen. Ich will vor allem der Nummer 1, Gabor Busa, Halt geben. Dem jungen Dennis Grana werde ich unterstützend beistehen und meine Erfahrung einbringen. Ich sehe mich als Teamplayer und will ganz sicher keine Unruhe in die Mannschaft bringen.

Das Stellungsspiel gehört zu Ihren Stärken. Was sonst noch?

In meiner zweiten Karrierehälfte konnte ich meine Erfahrung immer besser einbringen, die ich in den Jahren als junger Torhüter gesammelt habe. Und ich bin ehrgeizig. Sonst würde ich das mit dem TV Endingen hier nicht machen.

Wen kennen Sie noch aus dieser Mannschaft?

Mit Christian Riechsteiner, Lukas Schubnell und Simon Huwyler habe ich schon zusammen bei Endingen gespielt, mit Jonathan Knecht bei Siggenthal. Die meisten anderen Spieler kenne ich als Gegner aus meiner Zeit bei Siggenthal.

Ihr Sohn spielt in der U13 von Endingen. Haben Sie ihm die Position des Torhüters empfohlen?

(lacht) - Nein, ich habe ihm nicht empfohlen, ins Tor zu stehen. Er gehört momentan zu den jüngeren und spielt mehrheitlich am Flügel.

Wenn Sie nochmals mit Handball beginnen würden, würden Sie noch einmal Torhüter werden?

Ja, ich denke schon. Der Torhüter ist gerade im heutigen Handball immer wichtiger, er polarisiert.

Wie steht es um Ihre Vorfreude? Die drüfte gross sein.

Ja, die ist riesig. Ich freue mich, dass ich diese Herausforderung annehmen darf. Ich will schauen, was man mit 40 Jahren noch erreichen kann.

Dann ist das Interview beendet und Claudio Boccarelli begleicht noch die Rechnung für sein Mittagessen. Die Kellnerin gibt ihm einen Fünfliber zurück, der aber runterfällt. Boccarelli fängt ihn rechtzeitig. "Die Reaktion ist also noch da", sagt er lachend. Dann macht er sich auf den Weg. Auf den Weg zurück ins Endinger Tor.