Turnverein Endingen

Der Dorfverein im Surbtal mit langer Tradition. Unsere Abteilungen Kinderhandball, Jugendriege und Turner betreiben wir mit grosser Leidenschaft.

«Wir kämpfen auch gegen uns»

Seit Januar ist Zoltan Majeri Trainer des TV Endingen. Er spricht von einer grossen Umstellung, den vielen Verletzten und dem angestrebten Ligaerhalt.

von Alessandro Crippa, Redaktion «Die Botschaft»

Es war am Dienstag, als Endingen gegen Gossau in der ersten Halbzeit beinahe unterging. Mit acht Toren Rückstand wurden die Seiten gewechselt. Nach dem Tee konnten die Gastgeber das Spiel wenigstens noch ausgeglichen gestalten. Zoltan Majeri war nach diesem Spiel sichtlich enttäuscht. Vor allem auch, weil seine Mannschaft zuvor zwei tolle Auftritte hingelegt hatte. Sie hat GC Amicitia Zürich besiegt und auswärts dem TSV St. Otmar St. Gallen überraschend einen Punkt abgeknüpft.

Kein Klagen und Lamentieren

Trotz der Enttäuschung am Dienstag, sieht Majeri auch das Positive. «Wir haben in den letzten sechs Spielen immerhin drei Punkte geholt.» Und dies, obwohl der TV Endingen mitten in einer grossen Verletzungsmisere steckt. Riechsteiner, Pejkovic, Sudzum, Sarac, Kündig, Wildi und Grana – alle waren oder sind sie verletzt. «So ist es schwierig, einen roten Faden in die Trainings zu bringen. Wir müssen immer mit einem sehr knappen Kader arbeiten», sagt der Trainer. Aber klagen und weinen ist eigentlich nicht das Ding des Zoltan Majeri. Er will, dass sich die Mannschaft richtig auf jedes Spiel einstellt und mit allen Mitteln versucht, dieses auch zu gewinnen – egal gegen welchen Gegner.

Grosse Figur in der Westchweiz

Zoltan Majeri ist nach Endingen gekommen, um die Mannschaft vor dem Abstieg zu bewahren. Er bezeichnet sich ein bisschen als «Pompier», was auf Französisch so viel wie Feuerwehrmann bedeutet. Französisch ist seine Muttersprache, er ist in der Nähe von Lyon aufgewachsen, hat dort das Handball-ABC erlernen dürfen. Später hat er auch in der Ukraine gespielt, war in Island dann Trainer. Zuletzt leitete er die Handballakademie in Genf und führte beim US Yverdon die beiden Fanionteams der Herren und Damen. Beide Mannschaften schossen durch die Decke, etablieren sich im nationalen Spitzenhandball. Die Frauen spielen um den Aufstieg ins Oberhaus, die Männer wollen in die NLB promovieren.

Umstellung auch für Frau und Kind

Wieso hat sich der handballbegeisterte Majeri für den Surbtaler Verein entschieden? «Geschäftsführer Christian Villiger hat mich kontaktiert und wir hatten sehr gute Gespräche miteinander.» Für ihn habe alles schon bald sehr vertraut gewirkt, sagt Majeri weiter. So musste er bald eine Entscheidung treffen und seiner bis dahin vertrauten Gegend in der Westschweiz, wo er sieben Jahre gewirkt hatte, Lebewohl sagen.
Es sei eine grosse und schnelle Umstellung gewesen, sagt der neue Trainer. Nicht nur für ihn, auch für seine Frau und Tochter. Die achtjährige besucht die Schule in Unterendingen, obwohl sie noch fast kein Deutsch könne. «Sie macht aber täglich Fortschritte», freut sich Papa Majeri. Deutsch kann sie auch von ihm lernen. Er, der sowieso sprachgewandt ist wie kaum ein zweiter. Acht Sprachen spricht er fliessend. Deutsch zählt er nicht dazu, obwohl das Interview in ebendieser Sprache geführt wird. Französisch, Spanisch, Englisch, Italienisch, Rumänisch, Ungarisch, Serbisch und Russisch zählt er auf. Beeindruckend!

Fans und Spieler wieder vereinen

Nun stehen noch vier Spiele bevor, zweimal gegen GC Amicitia Zürich, je einmal gegen Gossau und St. Gallen. Die Playouts gegen GC sind absehbar, die Tabellensituation ist schon zu deutlich, als dass sich in der momentanen Verfassung der Teams noch etwas ändern dürfte. Dort wird der TV Endingen in einer Best-of-5-Serie gegen die Zürcher bestehen müssen, um nicht nach nur einer Saison schon wieder den unliebsamen Gang in die Nationalliga B bestreiten zu müssen.

Hierfür hat Zoltan Majeri schon eine Message an die Fans: «Wir brauchen die Unterstützung der Fans unbedingt.» Die Fans sähen leider nicht, was unter der Woche in den Trainings geschehe. Deshalb sei der Unmut an den Spielen jeweils gross. So beispielsweise am Dienstag gegen Gossau. «Für die Spieler ist es mental nicht einfach, diese Spiele mit einem knappen Kader oder mit nicht zu 100 Prozent fitten Spielern zu bestreiten. Wir kämpfen auch gegen uns selbst.» Es sei essenziell, dass die Fans und Spieler «die gleiche Halle besuchen» und sich gegenseitig helfen, den Abstieg zu vermeiden. Die Spieler brauchen die Fans und umgekehrt.

«Wieso trainieren wir eigentlich?»

Zoltan Majeri hat aber auch eine Message für seine Spieler und das Spiel heute Abend gegen GC Amiticia Zürich. «Ich will eine klare Qualitätssteigerung gegenüber dem Dienstag-Spiel sehen! Die Fans wollen eine kämpferische Mannschaft sehen, eine, die alles gibt für ihre Farben.» Das Spiel beginnt um 18 Uhr in der GoEasy-Arena in Siggenthal.
Beim heutigen Gegner hat Majeri in der Saison 2008/2009 übrigens 20 Spiele als Torhüter bestritten. Das wird ihm aber sicherlich egal sein, denn er will gewinnen. «Wenn ein Trainer oder ein Spieler nicht gewinnen will, wofür trainiert er dann?», fragt er fast schon rhetorisch.
Auf jeden Fall wird er seine Mannschaft wieder genaustens vorbereiten auf das heutige und alle noch kommenden Spiele. Denn Zoltan Majeri will in Endingen seine Prüfung als «Pompier» bestehen, den Kampf mit der Mannschaft gegen sich selber gewinnen und so den Abstieg verhindern. Ob es ihm gelingt?

Bilder: Alexander Wagner